Neubau Chemie

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Neubau Chemie
ChemieNeubauSeitenansicht.jpg
Adresse: Gießen
Bauherr: Land Hessen
Betreiber: Justus-Liebig-Universität

Der Neubau der Chemie ist ein aktuelles Bauprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen am Naturwissenschafts-Campus zwischen Heinrich-Buff-Ring und Schwarzacker. Der Spatenstich fand am 29.11.2010 statt und bis zum ersten Quartal 2015 soll dort ein Ersatzgebäude für das alte Chemie-Hochhaus mit über 13000 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. In ihm sollen 6 Institute untergebracht werden, die zur Zeit noch auf die Gebäude Heinrich-Buff-Ring 58 und Schubertstraße 60 (Altes Bundeswehrkrankenhaus) aufgeteilt sind, sowie in einem separaten Hörsaalgebäude ein großer Hörsaal mit rund 600 Plätzen, sowie je zwei kleinere mit 300 und 120 Plätzen untergebracht werden. Die Baukosten betragen über 110 Mio. Euro inkl. Ersteinrichtung. Der Chemieneubau wird damit das bis dato zweitteurste Gebäude der Stadt Gießen.[1]

Erste Planungen für den Neubau der Chemie

Im Jahr 2002 wurden erste Planungen öffentlich, dass ein Neubau der Chemie vor dem existierenden Chemie-Hochhaus und dem Leihgesterner Weg entstehen soll, da dieses in einem inakzeptablen Zustand ist und zum Teil Teile der Außenfassade schon abgefallen waren. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ergab, dass eine Sanierung des Bestandsgebäudes mit 12 Stockwerken und 14000 Quadratmetern Nutzfläche fast 100 Mio. Euro kosten würde und damit mehr als doppelt so teuer wäre wie ein Neubau, welcher rund 40 Mio. Euro kosten würde. Der Neubau wird jeweils zur Hälfte von Bund und Land finanziert, während einzig die Universität für Kosten zur Unterhaltung des Altbaus herangezogen wird.[2] Das Neubauvorhaben sollte mit 7000m² Nutzfläche weniger Fläche als das alte Gebäude haben, da die Chemie weniger Studierende hat als noch in den 70er und 80er Jahren. In dem dann leer stehenden alten Chemie-Hochhaus könnten dann Bereiche einziehen, die noch im Innenstadtbereich Zeughaus untergebracht sind.[2]

Der SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Schäfer-Gümbel forderte die Landesregierung im Februar 2007 nach einer Anfrage von 2006 auf, den Zeitplan für Sanierung oder bestenfalls Neubau an der Justus-Liebig-Universität nachzukommen, wobei ein Planungsauftrag bis Ende des Vorjahres vonseiten der Regierung geplant gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Kosten eines Neubaus mit 90 bis 110 Millionen Euro bemessen.[3] Das alte Chemie-Hochhaus war zuvor schon aufgrund von Mängeln im Brandschutz und Asbestsanierung für ca. 2 Millionen teils saniert worden.[4]

Im März 2007 wurde bekannt, dass der Neubau der Chemie mit einer Förderung vom Land Hessen in naher Zukunft durchgeführt werden wird.[5] Im Januar 2008 wurde veröffentlicht, dass das alte Chemie-Hochhaus im Rahmen einer Neubebauung abgerissen werden soll, da dieses nach mehrfacher Begehung „als nicht sanierungsfähig“ eingestuft wurde.[6][7] Dieser Neubau sollte dann an der Ecke Leihgesterner Weg/Schwarzacker entstehen, jedoch nicht vor 2012/2013 fertig werden. In 2010 sollte die Baumaßnahme in den Haushalt des Landes Hessen aufgenommen und dann für ca 90 Millionen Euro umgesetzt werden. Auf der Fläche des ehemaligen Chemiehochhauses wurden Grünflächen und eine Mensa eingeplant.[6]

Planungsrechtliche Absicherung und Baubeginn

In der Stadtverordnetenversammlung am 07.02.2008 wurde die Einleitung und die Bekanntmachung der 1. Änderung des Bebauungsplans G38 "Südviertel I" einstimmig (Ja: CDU, SPD, GR, LINKE, FDP, FW; StE: Stv. Koch-Michel) beschlossen. Die Änderung eines Teilgebietes des seit 1978 gültigen Bebauungsplanes war nötig für die Absicherung des Neubaus der Chemie, da auf dem vorgesehenen Standort eine unbebaubare Vorhaltefläche für eine in den 70er Jahren geplante Osttangente festgesetzt ist. Auch soll aufgrund der entlang des Wartweges festgesetzten reinen Wohngebiete eine planungsrechtliche Konfliktlösung zwischen den vorhandenen Universitäts- und Wohnnutzungen erreicht werden. Zusätzlich soll mit dem Plan auch eine Neuordnung der Verkehrsanbindung des Campus planerisch festgeschrieben werden.[8] Am 12.05.2010 fasste die Stadtverordnetenversammlung einstimmig (Ja: CDU, SPD, GR, LINKE, FDP, FW; StE: BLG) den Entwurfsbeschluss und den Beschluss zur Offenlegung.[9]. Der Satzungsbeschluss mit den Abwägungen wurde am 07.10.2010 von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig (Ja: CDU, SPD, GR, FDP, FW; StE: LINKE, BLG) gefasst.[10]

Vergabe und Baubeginn

Bei einem städtebaulichen Wettbewerb wurden zum neuen, durch das Hochschulbauprogramm HEUREKA des Landes Hessen finanzierten, Chemie-Gebäude zwei Vorschläge ausgewählt, die mit je 75.000 Euro dotiert waren. Die zwei prämierten Entwürfe von Gerber Architekten (Dortmund) und Auer + Weber + Assoziierte (München) sahen ein lichtdurchflutetes und offenes Gebäude mit bis zu vier Stockwerken vor, welches im Kontrast zum alten Chemie-Hochhaus steht. Auch Aspekte der Ökologie und Nachhaltigkeit spielten bei der Planung eine große Rolle.[11]

Finale Planung des Neubauvorhabens

Im August 2008 ist die Entscheidung für den finalen Entwurf für das neue Chemiegebäude gefallen. Im bis zu dreigeschossigen Entwurf des Dortmunder Architekturbüros Gerber finden sich auf 13000m² zwei Haupteingänge und im Inneren des Gebäudes eine gläserne Längsachse sowie mehrere Galeriegänge. Außerdem soll die Forschung in einem extra Gebäudeteil untergebracht werden. Auch soll es ein eigenständiges Hörsaalgebäude geben, welches westlich vom Institutsgebäude platziert werden wird. Von den Galeriegängen gehen dann die Institute und Laborübungsräume ab. Die Oberfläche ist durchgängig gläsern mit unterschiedlichen Farben und das Gebäude umschließt einen begrünten Innenhof.[12] Am 20. April 2009 haben dann die Vorarbeiten zur Sondierung des Untergrundes mit Kernbohrungen begonnen. Die Kosten für den Bau wurden aufgrund von marktbedingten Preissteigerungen mit 110 Millionen Euro berechnet, wovon 11 Millionen Euro für die Erstausstattung eingeplant wurden.[13]
Am Montag, 29.11.2010, wurde das Projekt Chemieneubau mit dem Spatenstich auf den Weg gebracht. Es ist von großer Bedeutung für das Fach Chemie an der Justus-Liebig-Universität, welches in den vergangenen Jahren mit Aufschwung vorangekommen ist und vor allem mit neuer hochwertiger Laboreinrichtung konkurrenzfähig bleiben wird. Zu diesem Zeitpunkt war der Bezug des Neubaus für August 2013 geplant, wobei die Zukunft des alten Chemiehochhauses bezüglich Abriss oder Sanierung wieder offen war.[14][15]

Am 19.03.2012 feierte die Justus-Liebig-Universität das Richtfest für den Neubau des Chemiegebäudes. Die konkreten Planungen für das Gelände beziehen sich auf ein neues Instituts- und ein Hörsaalgebäude mit sechs Instituten, Dekanat, Prüfungsamt, Chemikalienlager und Glasbläserei.[16][17] Im neuen Gebäude sollen fünf Hörsäle entstehen, wobei der größte von den Hörsälen Platz für 600 Studierende bieten wird, sowie je zwei weitere je 120 bzw. 300 Sitzplätze bieten wird. Für Ende 2013 war bereits der Probebetrieb des Gebäudes angedacht. Die Gesamtlebensdauer des Gebäudes wurde auf 30 Jahre veranschlagt.[18] Entgegen anderslautenden Planungen muss das alte Gebäude jedoch noch mindestens ein paar Jahre weiter genutzt werden, da das Altgebäude noch Teile der Biologie, der Biochemie und anderer Disziplinen sowie der Verwaltung beherbergt.[19]

Im Februar 2014 zeichnet sich ab, dass der geplante Bezugstermin nicht eingehalten werden kann, sodass dieser sich vermutlich bis in das erste Quartal 2015 hinzieht. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Installation von Sicherheitsanlagen und Gestaltung der Außenanlagen. Auch werden die beim Richtfest genannten Gesamtkosten vermutlich höher ausfallen als bisher veranschlagt, sodass der Neubau das zweitteuerste Gebäude nach dem Klinikum in Gießen sein wird. Dieser Umstand ist zurückzuführen auf höhere Kosten für Laboreinrichtung und Preissteigerungen im Bausektor.[20]

Kontroverse über die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle

Im November 2013 wurde auch bekannt das bei dem Neubau der Chemie mindestens elf Arbeiter aus Rumänien deutlich mehr als die erlaubten zehn Stunden am Tag bzw. 60 Stunden in der Woche arbeiten mussten.[21] Haften muss für diese Verfehlungen der Generalunternehmer, in diesem Fall die Ed. Züblin AG. Diese teilte sogleich mit, die rechtlichen Schritte gegen die beauftragten Subunternehmen zu unterstützen und auch zukünftig mit einem strengen Auswahlverfahren solche Verstöße verhindern zu wollen.[22] Ein Arbeiter kam bei einem Arbeitsunfall am 10.10.2011 ums Leben, als eine Betonsäule umstürzte und dieser mit einem weiteren Arbeiter in die Tiefe stürzte.[23][24]


Zeitungsartikel:


Galerie

Neubau Chemie/Galerie


Einzelnachweise

  1. Neue Chemie wird später fertig, Gießener Allgemeine vom 07.02.2014 (Archivierte Version)
  2. 2,0 2,1 Chemie-Neubau für 40 Millionen Euro geplant', Gießener Allgemeine vom 25.06.2002, Ausgabe 144, Seite 23
  3. JLU-Chemie sanieren, Gießener Allgemeine Zeitung vom 24.02.2007, Ausgabe 47, Seite 30
  4. Bauliche Situation des Fachbereichs 08 - Chemie an der JLU Gießen und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst, Kleine Anfrage des Abgeordneten Schäfer-Gümbel (SPD) vom 07.09.2006, Drucksache des Hessischen Landtags: 16/5987 (Archivierte Version)
  5. 540 Millionen Euro für Hochschulstandort Gießen, Gießener Allgemeine Zeitung vom 21.03.2007, Ausgabe 68, Seite 25
  6. 6,0 6,1 Gießener Müllgebühren bleiben vorerst stabil, Gießener Allgemeine Zeitung vom 24.01.2008, Ausgabe 20, Seite 26
  7. Nächstes Großprojekt im Hochschulbau naht, Gießener Allgemeine Zeitung vom 17.01.2008, Ausgabe 14, Seite 23
  8. Bebauungsplan G 38 "Südviertel I", 1. Änderung, hier: Einleitungsbeschluss, Bekanntmachung, Antrag des Magistrats vom 14.12.2007, Vorlage: STV/1419/2007
  9. Bebauungsplan G 38 "Südviertel I", 1. Änderung hier: Entwurfsbeschluss und Offenlegung, Antrag des Magistrats vom 11.02.2010, Vorlage: STV/2913/2010
  10. Bebauungsplan G 38 "Südviertel I", 1. Änderung, hier: Abwägung und Satzungsbeschluss, Antrag des Magistrats vom 06.09.2010, Vorlage: STV/3283/2010
  11. Zwei Entwürfe gemeinsam vorn, Gießener Allgemeine vom 16.05.2008 (Archivierte Version)
  12. Ein offenes Gebäude mit freigestelltem Hörsaal, Gießener Allgemeine Zeitung vom 23.08.2008, Ausgabe 197, Seite 26
  13. Vorarbeiten für Neubau der Chemie sind angelaufen, Gießener Allgemeine Zeitung vom 22.04.2009 (Archivierte Version)
  14. Spatenstich für neue JLU-Chemie, Gießener Allgemeine vom 30.11.2010 (Archivierte Version)
  15. Erster Spatenstich für Chemie-Neubau, Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität vom 25.11.2010 (Archivierte Version)
  16. Neue Chemie schafft beste Arbeitsbedingungen, Gießener Allgemeine vom 19.03.2012 (Archivierte Version)
  17. Richtfest für den Neubau des Instituts- und Hörsaalgebäudes Chemie, Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität vom 19.03.2012 (Archivierte Version)
  18. Probelauf startet Ende des Jahres, Gießener Allgemeine Zeitung vom 11.02.2013 (Archivierte Version)
  19. „Für eine Chemie des 21. Jahrhunderts“, Gießener Anzeiger vom 20.03.2012, Ausgabe 68, Seite 17
  20. Neue Chemie wird später fertig, Gießener Allgemeine vom 07.02.2014 (Archivierte Version)
  21. Baubranche: Gewerkschafter schlagen Alarm, Gießener Allgemeine vom 03.03.2012 (Archivierte Version)
  22. Beauftragtes Subunternehmen hat bei Chemie-Neubau falsche Angaben gemacht, Gießener Anzeiger vom 14.11.2013 (Archivierte Version)
  23. Baustellenunfall: Ein Arbeiter tot, Gießener Anzeiger vom 13.10.2011, Ausgabe 238, Seite 13
  24. Tödlicher Arbeitsunfall (Neubau Chemie JLU Giessen), Mitteilung von der Webseite www.katja-bjoern.de vom 11.10.2011 (Archivierte Version)

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